Sonderausstellung des Dokumentationszentrums im Landtag
Noch bis zum 3. Oktober 2024 kann die Ausstellung des Dokumentationszentrums im Erdgeschoss des Landtages besichtigt werden.
Immer wieder werden die Ereignisse vom Herbst 1989 als bewegte Zeit empfundenen und offensichtlich als Umbruch des politischen Systems, aber auch als Erneuerung der Gesellschaft. Die Darstellung der Ereignisse nach dreißig Jahren lässt zumeist die medial vermittelten Versatzstücke der Erinnerung an das Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wie folgt aussehen: Bürgerrechtsbewegung führt zu Ausreisewelle und Massendemonstrationen, dieser Druck löst den Mauerfall aus, mit den jubelnden Menschen in Berlin. Die meisten Menschen erinnern als nächstes Bild die langersehnte Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Damit wird in der öffentlichen Erinnerungskultur aber beinahe ein ganzes Jahr – November 1989 bis Oktober 1990 – entscheidender Entwicklungen auf dem Weg zur Demokratie des wiedervereinigten Deutschlands überblendet.
Die gemeinsame Ausstellung des Dokumentationszentrums und der Gedenkstätte Moritzplatz spürt den Ereignissen vom Herbst 1989 und dem Zeitraum bis zur ersten freien Volkskammerwahl nach. Zu oft rücken heute die Voraussetzungen für die so schnell vollzogene deutsche Einheit in den Hintergrund, die neben der internationalen Zustimmung (etwa durch die Alliierten) in der vorangetriebenen Demokratisierung der Bürgerrechtsbewegungen der DDR fußen: das Zurückdrängen der Führungsrolle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die Auflösung des Staatssicherheitsdiensts und der Beginn der Aufarbeitung, wofür die eingesetzten Bürgerkomitees (BK) landesweit eine wichtige Rolle spielten, sowie die Durchführung der ersten und letzten freien Volkskammerwahl im März 1990 und der Kommunalwahl im Mai 1990.