Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Wolfgang Bischoff
Am 12.05.2022 wurde Wolfgang Bischoff in Quedlinburg mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Die Verleihung hat der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeyer vorgenommen.
„Wolfgang Bischoff wurde 1945 in Magdeburg geboren. Er besuchte die Humboldt-Oberschule (heute Domgymnasium) in Magdeburg und erlernte den Beruf des Präparators für Zoologie.
Mit der DDR geriet er frühzeitig in Konflikt. Das einschneidende Erlebnis seiner Kindheit war die Verhaftung des Vaters, der 1951 wegen Verdachts der Spionage für den britischen Geheimdienst den sowjetischen Behörden übergeben und von diesen zum Tode verurteilt wurde. Am 24. Juli 1951 wurde das Urteil in Moskau vollstreckt. Von der Verurteilung und Hinrichtung erfuhr die Familie erst 1997.
Wolfgang Bischoff entwickelte „sehr früh ein starkes Gefühl für Recht und Unrecht“ und eine kritische Distanz zur DDR. So beteiligte er sich an einem Sitzstreik für seinen Schulfreund Carl-Gerhard Winter, der im November 1961 wegen Sehens von Westfernsehen und Erzählens von politischen Witzen durch Denunziationen in der Schule verhaftet wurde, und durfte daraufhin wegen seines aktiven Widerstandes kein Abitur ablegen.
Durch seine kritische Haltung zur DDR bekam Wolfgang Bischoff in der ersten Hälfte der siebziger Jahre zunehmende persönliche und berufliche Probleme, was dazu führte, dass er 1976 für sich und seine Familie einen Ausreiseantrag stellte. Nachdem Ende 1976 im „Bonner General-Anzeiger“ und in der „Frankfurter Rundschau“ darüber berichtet wurde, verhaftete ihn das MfS im Januar 1977 [in Magdeburg]. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt und in die Strafvollzugsanstalt Cottbus überstellt. Ende Mai 1978 kauft ihn die Bundesrepublik frei. Seine Frau und Tochter folgten ihm 3 Monate später in die Bundesrepublik nach. Seitdem wohnte die Familie in Bonn. Nach der Wiedervereinigung wurde Wolfgang Bischoff rehabilitiert. Seit 2010 lebt die Familie wieder in Magdeburg.“ (Text: Dauerausstellung Gedenkstätte Moritzplatz, Raum 11)
Seit mehr als zehn Jahren ist Wolfgang Bischoff als Zeitzeuge im Rahmen der Bildungsarbeit der Gedenkstätte Moritzplatz aktiv. In zahlreichen Zeitzeugengesprächen hat er jungen Schülerinnen und Schülern von seinem Leben in der DDR, der Verhaftung durch das MfS und das Erleben der Haftzeit detailliert berichtet. In der Dauerausstellung der Gedenkstätte Moritzplatz ist Wolfgang Bischoff im Raum 11 mit einer Medienstation repräsentiert.
Wir freuen uns für und gemeinsam mit Wolfgang Bischoff, dass er nun mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde und gratulieren ihm!
Foto: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) und Wolfgang Bischoff (rechts), copyright: Bundesregierung, Bundesbildstelle, Referat 403