Der Ort: Die HofGalerie im Moritzhof und eine Foto-Ausstellung; die Fotografien sind 30 Jahre alt. Sie zeigen „Herbstbilder“: Fotos von Kerzen und Menschen, von Losungen und Straßen, von Plätzen und Straßenbahnschienen, von Polizisten und Häusern.
Der Fotograf: Dieter Müller. Er ist Magdeburger und hatte im Herbst 1989 den Mut, Situationen, Stimmungen und Ereignisse fotografisch zu dokumentieren. Oftmals, ohne durch den Sucher zu sehen, denn das hätte auffallen können, hätte gefährlich werden können.
In der Veranstaltungsreihe zu 30 Jahren Friedliche Revolution in Magdeburg zeigt das Dokumentationszentrum in Kooperation mit dem Moritzhof und dem Roncallihaus eine Ausstellung mit den Fotografien von Dieter Müller.
Impressionen von der Eröffnung am 1. August
Dieter Müller, der Fotograf, ist frühzeitig gekommen, er schaut sich vor der eigentlichen Eröffnung noch einmal die Fotos – seine Fotos – an. Und beginnt schon jetzt, mit ebenso frühen Besuchern, darüber zu reden. Wie er ohne den Blick durch den Sucher aus Hüfthöhe, immer den Finger am Auslöser, Aufnahmen machte. Und wie er das Kamerageräusch unauffällig getarnt hat, indem seine Frau auf ein Zeichen hustete. Sie war an manchen Abenden wohl sehr „erkältet“ …
Ein Zeitzeuge (Dr. Klaus K.) schreibt in seinen Erinnerungen: „… und wir gehen in Richtung Karl-Marx-Straße. An der Ecke des Hauses 212, in dem sich die FDJ befindet, steht einer und filmt mit einer modernen kleinen Kamera. Mich wundert, ob die Aufnahmen wohl etwas werden, denn mit meiner Meopta 8 mm hätte ich bei den Lichtverhältnissen keine Chance. Von den lichtstarken Videokameras hatte ich ja keine Ahnung. Heute frage ich mich, wo die Aufnahmen geblieben sind, denn wer dort so offen filmen konnte, ist heute klar. …“
Die zahlreichen Besucher in allen Altersgruppen haben gespannt Dieter Müller zugehört und sind ihm in den Herbst 1989 gefolgt. Gespräche mit dem Fotografen und untereinander füllten die HofGalerie. Die großformatigen Fotos sprechen ihre eigene Sprache. Sie bestechen durch Lichtpunkte: Kerzen, Straßenlampen, Scheinwerfer und immer wieder Kerzen.
Die einzigartige Atmosphäre der Aufnahmen hat Besucher, die eigene Erinnerungen mitbrachten, wieder in den Herbst 89 zurückversetzt und den jüngeren Gästen eine Idee von diesem Herbst im Jahre 1989 vermittelt.
Die Ausstellung ist noch bis 19. September zu sehen.
Fotos: Bettina Wernowsky